Wohnen und Gesundheit hängen zusammen. Doch wie gehen die Menschen im Alltag damit um? Im Projekt Community Health führen Menschen aus dem Stadtteil Veddel Interviews und laden zu Pop-Up-Wohnzimmern ein, um im Stadtteil den Austausch zum Thema zu fördern.
Der Hamburger Stadtteil Veddel ist eine Elbinsel in Hamburg, ein alter Arbeiterstadtteil und ein multidiverser Stadtraum. Hier werden viele Sprachen gesprochen und Nachbarschaft wird groß geschrieben. Der Großteil der Bewohner*innen wohnt sehr gern hier und schätzt das „Dorf in der Stadt“.
Doch es gibt auch zahlreiche Belastungen im Stadtteil. Viele Menschen auf der Veddel sind armuts-gefährdet und die Lebenserwartung liegt weit unter dem Hamburger Durchschnitt. 2022 gaben in einer großen Stadtteil-Umfrage, die gemeinsam mit Bewohner*innen umgesetzt wurde, gut 1/3 der Veddeler*innen an, dass sie durch Schimmel in ihren Wohnungen belastet sind. Lärm und hohe Mietkosten waren ebenso wichtige Themen.
Das partizipative Forschungsprojekt „Community Health – Wohnen und Gesundheit auf der Veddel“ baut auf dieser Erhebung auf und möchte der Bedeutung des Wohnens gemeinsam mit Bewohner*innen der Veddel weiter nachspüren. Wohnverhältnisse sind nachweislich einer der wichtigsten sozialen und umweltbedingten Einflussfaktoren auf die Gesundheit der Menschen. Gute Nachbarschaften und erholsame Hinterhöfe können z.B. zum Wohlbefinden beitragen. Während enge oder schimmelige Wohnungen und hohe Mieten im Alltag belasten und krank machen können.
Das Projekt geht der Frage nach, welche Erfahrungen und Umgangsweisen mit (belastenden) Wohn-Situationen bestehen. Es möchte einen Austausch anregen, Netzwerke schaffen und Menschen motivieren, etwas gegen Wohn-Belastungen zu tun.
Entwickelt wurde das Citizen Science Projekt von dem lokalen Stadtteilgesundheitszentrum Poliklinik Veddel und Prof. Silke Betscher von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), welche es als Community Based Participatory Research (Wallerstein et al 2018) angelegt haben und auf gemeinsame Erfahrungen mit partizipativer Forschung im Stadtteil aufbauen können.
Geforscht wird von einem lokalen Forschungsteam, welches vielfältige Perspektiven von Menschen, die auf der Veddel leben und arbeiten, verbindet. Es besteht aus Nachbar*innen, Aktiven aus einer lokalen Initiativen sowie Mitarbeiter*innen des lokalen Gesundheitszentrums und der HAW, die gemeinsam forschen.
Nach der Preisverleihung im Herbst 2023 war die Freude groß, nun galt es das Projekt konkret vorzubereiten. Es wurden Zeitpläne überarbeitet, Vorabsprachen zur Raumnutzung getroffen, Ideen für die Ausgestaltung halb-öffentlicher Wohnzimmer-Installationen diskutiert, einer lokalen Stadtteil-Initiative die Projektplanung vorgestellt, Schulungsmaterial entwickelt, …
Und es wurden Menschen aus dem Stadtteil gefragt und angeworben, Teil des lokalen Forschungsteams zu werden.
Im Januar 2024 konnte dann die gemeinsame Arbeit losgehen. In den ersten Treffen galt es zunächst, gemeinsame Grundlagen zu legen. Wer sind die anderen und was haben wir vor? Was wissen wir darüber, wie Gesundheit und Wohn-Bedingungen zusammenhängen? Wie wurde das Thema auf der Veddel bereits diskutiert?
Aber es brauchte nicht nur inhaltlichen Austausch. Anfang Februar fand daher eine intensive, zwei-tägige Methodenschulung statt. Starten wird das Projekt mit qualitativen Interviews, die von den Stadtteilforscher*innen selbst erhoben werden. Dafür ist es notwendig zu wissen, was qualitative Forschung eigentlich ausmacht. Und wie ein Interview gestaltet werden sollte, damit der*die Gesprächspartner*in ihre eigenen Erfahrungen und Weltsichten auch wirklich erzählen kann. Daher hat die Projektkoordination in mehreren Inputs methodische Grundlagen vermittelt. Außerdem wurden Fragen für die Entwicklung eines Leitfadens gesammelt und erste Überlegungen zur Auswahl von Interviewpartner*innen angestellt. Es wurde diskutiert, ausprobiert, geübt und viel gelacht.
Nach Abschluss der zwei Tage war die Stimmung gut. Erschöpft und voller neuer Eindrücke, aber auch voll Lust, es nun selbst auszuprobieren und erste Erfahrungen zu sammeln.