Auf die Plätze!

Citizen Science in deiner Stadt

Nachgefragt: Kiel in postkolonialer Perspektive

Schiff passiert den Nord-Ostseekanal bei der Levensauer Hochbrücke 2023 (Quelle: privat), rechts: S.M.Y. Hohenzollern passiert den Kaiser-Wilhelm-Kanal bei der Levensauer Hochbrücke 1895 (Quelle: Postkarte)

Unsere Finalist*innen aus Kiel möchten über die aktive Zusammenarbeit mit Citizens, ein Geschichtsbewusstsein, Informationskompetenz und die Wahrnehmung des Stadtraums zu fördern. Der kritische Umgang mit Stadtgeschichte kann dabei bestenfalls zu einer kreativ-künstlerischen Neu- und Umbewertung postkolonialer Kontinuität im Stadtbild führen und eine kritische Erinnerungskultur fördern.

Worum geht es bei eurer Idee?

Kiels (post-)koloniale Vergangenheit und die bis heute auffindbaren Spuren sollen gemeinsam mit interessierten Kieler*innen sichtbar gemacht und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.

Was möchtet ihr erforschen?

Mit 'Kiel in postkolonialer Perspektive' wollen wir partizipativ mit interessierten Kieler*innen die post(-koloniale) Vergangenheit und Gegenwart Kiels in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und Entwicklungslinien über mehrere Zeitschichten von der Kolonial-, über die NS-Zeit bis zur Gegenwart sichtbar machen. Zum einen soll dies über die Auseinandersetzung mit historischen Quellen geschehen: Lässt sich an ihnen heutiger Alltagsrassismus in Form rassistischer Kontinuitäten darstellen? Zum anderen wollen wir über die Entwicklung von Ideen zur kreativ-künstlerischen Um- oder Neugestaltung, resp. Umbenennung von städtebaulichen Spuren (Denkmäler, Gebäude, Straßen, Plätze...) von Kiels kolonialer Vergangenheit anregen. Die Idee dabei ist es, Citizens zu empowern und damit zu Gutachter*innen für solche koloniale Umbenennungsfragen zu machen.

Warum Citizen Science?

Über die aktive Zusammenarbeit mit den Citizens bietet sich die Möglichkeit, ein Geschichtsbewusstsein, Informationskompetenz und die Wahrnehmung des Stadtraums zu fördern. Der kritische Umgang mit Stadtgeschichte wird niedrigschwellig gefördert und kann bestenfalls zu einer kreativ-künstlerischen Neu- und Umbewertung postkolonialer Kontinuität im Stadtbild führen und eine kritische Erinnerungskultur fördern.

Wen ladet ihr zum Mitforschen ein?

Wir wollen postkoloniale Erinnerungskultur gegenwartsbezogen stärken, Awareness für und Multiperspektivität auf das Thema herstellen, die Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen, der Wissenschaft, Gedächtnisinstitutionen und der Zivilgesellschaft stärken und attraktive, zeitgemäße Lern- und Partizipationsformate (bspw. Crowdsourcing digitaler Bestände, Hackathons und Edit-a-thons, Geschichtswerkstätten, Schulprojekte, universitäre Projektseminare, etc.) schaffen – sowohl online als auch in Präsenz. Zielgruppen sind daher neben allen interessierten Bürger*innen insbesondere auch Schüler*innen, Studierende und Lehrer*innen sowie von Rassismus Betroffene.

Was wäre das bestmögliche Ergebnis eures Projekts? Wie würde das aussehen?

Das Projekt begeistert auch Teile der Stadtgesellschaft, die bisher nicht partizipiert haben. Durch den kritisch-kreativen Umgang mit dem kolonialen Erbe entstehen Kompetenzen und ein Interesse, das sich langfristig für Citizen Science in unserer Stadt nutzen lässt.

Mehr erfahren

kiel.de/geschichtszentrum

 

Linn Merle Jördens

Als Projektmanagerin verantwortete Linn bis März 2024 die Kommunikation rund um den Wettbewerb. Zuvor war sie Beraterin in einer Kommunikationsagentur für politische Themen tätig.