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Was kann noch besser werden? Über Herausforderungen der Preisträger*innen-Projekte

Foto: pexels / olly

Unsere drei Preisträger*innen-Projekte sind seit Herbst letzten Jahres dabei, ihre Ideen für Citizen-Science-Aktionen umzusetzen. In Gesprächen geben sie uns Einblicke, wie das funktioniert. Wir haben uns bereits das Bürger*innenengagement, erreichte Ziele und ambitionierte Zukunftspläne angeschaut. Jetzt interessieren uns die Herausforderungen, denen sich die Teams stellen mussten. Dafür haben wir mit Daniel Krug vom Projekt Microbelix aus Saarbrücken, Christian Brinkmann vom Projekt Heimat Reloaded aus Witten und Anna Köster-Eiserfunke vom Projekt Community Health aus Hamburg gesprochen.

 

Für Microbelix wird ein Erfolgserlebnis gleichzeitig zur Herausforderung: Aufgrund der Vielzahl an Kommunikation über das Projekt, haben sich viele interessierte Mitforschende gefunden. Zu viele?

Daniel Krug: “Bei dieser zahlenmäßigen Beteiligung Schritt zu halten, das ist echt eine Herausforderung. Unser wissenschaftliches Ziel ist es ja herauszufinden, welche Probe wirklich weiter erforscht werden kann. Diese Bearbeitung ist echt langwierig und wir finden gerade heraus, wo unsere Grenzen liegen, was möglich und umsetzbar ist.

Christian sieht für das Wittener Projekt Heimat Reloaded eine Herausforderung in der wissenschaftlichen Legitimation des Projekts.

Christian: Es war immer unser Anspruch, nicht einfach nur ein “bisschen rum zu forschen”. Neben der digitalen Präsentation und der regionalgeschichtlichen Ausstellung im Märkischen Museum machen wir Lokalgeschichte sichtbar. Die Partner im Objekt verstehen sich als Verantwortungsgemeinschaft, die Dinge nicht nur wissenschaftlich erfassen, sondern vor allem auch erhalten will. Dazu brauchen wir Menschen aus der Zivilgesellschaft, der Verwaltung, aber eben auch der Wissenschaft. Die Mischung macht es, verändert die Blickwinkel und verbessert das Ergebnis. Durch regelmäßige Kommunikation und gegenseitige Kompromisse, kommen wir gut voran.”

Für das Hamburger Projekt Community Health ist eine Herausforderung die Heranführung von Citizen Scientists an die Interviewführung. Es ist viel aktives Zuhören, Einfühlvermögen und Empathie gefragt, um mit den Bürger*innen in ehrliche und vertrauensvolle Gespräche über ihre Wohnsituation zu kommen.

Anna: “Einige unserer Herausforderungen lassen sich nicht ganz auflösen.  Aber das macht unser Projekt auch so besonders. Wir führen sehr persönliche Gespräche und einigen Leuten fällt es schwer, diese Themen anzusprechen, zum Beispiel über ihre Wohnsituation. Da vertrauen sie sich ihren Nachbar*innen vielleicht ganz anders an, als Leute “von außerhalb”. Andere Themen können auch schwieriger zu besprechen sein. Wir arbeiten aber mit dieser Herausforderung und sehen sie eher als Erweiterung unserer Forschungsfragen.”

Der Faktor Außenkommunikation ist für Daniel Krug und Christian Brinkmann ebenfalls eine Herausforderung. Es geht jedoch nicht mehr um die Bekanntmachung des Citizen-Science-Projekts, sondern darum, den Kontakt zu den Citizen Scientists aufrechtzuerhalten. Warum?

Daniel: “Die Ergebniskommunikation, die muss natürlich deutlich über den Wettbewerb hinausgehen. Denn Ende September werden wir eine Menge spannender Daten aus den Bodenproben haben, die wir mit den Citizen Scientists natürlich teilen wollen. Da sind wir gerade noch dabei herauszufinden, was genau wir kommunizieren. Manche fragen schon pro-aktiv nach, was aus ihren Proben geworden ist. Das liefert gute Anhaltspunkte darüber, was die Mitforschenden wirklich interessiert.” 

Bei Heimat Reloaded soll ebenfalls die Kommunikation aufrechterhalten werden. Nicht, um ihre Objekte zu benennen, sondern um weiter daran forschen zu können. Da kommt die Ferienzeit eher ungelegen …

Christian: Wir hoffen sehr, dass wir die Gruppe an engagierten Mitforschenden dauerhaft zusammenhalten werden und zukünftig noch erweitern können. Normalerweise haben wir alle vier oder fünf Wochen unsere Workshops. Jetzt im Sommer haben wir erstmal zwei Monate Pause, während der wir uns regelmäßig schreiben. Gerade in der Sommerpause ist es wichtig, proaktiv auf die Leute zuzugehen, sie daran zu erinnern, weiter zu ihren Objekten zu forschen, ihnen Hilfe anzubieten oder einfach mal einen zusammen einen Kaffee zu trinken …”

Vielen Dank an Anna, Christian und Daniel für die Gespräche.

Du willst mehr darüber erfahren, wie es für die Projekte weitergeht? Auf dem Blog findest du aktuelle Entwicklungen. 

Rebecca Höfer

Als Projektmanagerin unterstützt Rebecca seit März 2024 das Wettbewerbsteam in der Kommunikation. Zuvor war sie in anderen Projekten von Wissenschaft im Dialog tätig.